WG112 – Briefentwurf an Alma Mahler
Berlin, zwischen Samstag, 17. und Donnerstag, 22. Dezember 1910
Du reicher Mensch
Dein „ich liebe Dich“
Du bist seine Muse,
mein Genius und
wieviel Künstler wirst
Du schon durch Dein Da-
sein beglückt haben
Heute sah ich eine
bezaubernd schöne Russin
herrliches Menschenkind
______
Du! – die .
daß Du dieses Buch liebst – daraus
erkenne ich wieder Deine ganze
liebe, reine Seele.
Ach , werden wir
einmal zusammen glücklich sein
können?
Ein rasendes fast unan-
ständiges Lechzen nach
Leben
Ich freue mich über j daß
ich gleich wie Du empfinde
über dies
\Siehst Du das/
Ich habe \ich/ dies auf dem
Herzen
\Aber ich sehe wieder, daß es
Prinzipien \Wahrheiten/ nicht giebt/
Jeder Künstler hat Recht
sobald er die persönliche Macht
besitzt andere mit sich
fortzureißen und \unter/ seinen Geist
zu zwingen
Übrigens schöner Kopf
Ich komme immer auf das
rechte aber oft durch einen Wald
von Irrtümern
Vergib mir meine Fehler
ich \man/ geht \erst/ durch einen Wald von
Irrtümern, ehe man sich zum
rechten durchringt. Meine Sünden
sind meist Unterlassungssünden
und ich erschrecke dann erst
nachträglich, wenn sie mir
bewußt werden, Ich rede zu
Dir wie zu einem Beichtvater.
Schreibe mir nur wenn
Du in Ruhe
Apparat
Überlieferung
, , , .
Quellenbeschreibung
2 Bl. (2 b. S.) – Notizblock.
Druck
Erstveröffentlichung.
Korrespondenzstellen
Antwort auf AM52 vom 9. Dezember 1910 (Auf der Fahrt las ich zum 2ten Male – die Brüder Karamasov): die Brüder Karamasoff. daß Du dieses Buch liebst – daraus erkenne ich wieder Deine ganze liebe, reine Seele.
Datierung
AMs Brief AM52, auf den WG in diesem Entwurf einging, wurde am 9. Dezember 1910 abgeschickt und traf bei einer Postlaufzeit von 8 bis 13 Tagen zwischen dem 17. und 22. Dezember bei WG ein. Tatsächlich sind auch in WGs Liste abgeschickter Briefe am 17. und 22. Dezember ausgehende Briefe vermerkt (s. WG92), weshalb dieser Zeitraum für eine Datierung naheliegt. Wahrscheinlich floss der Entwurf in Brief Nr. 15 auf jener Liste ein.
Übertragung/Mitarbeit
(Marie Apitz)
(Tim Reichert)
durch einen Wald von Irrtümern – Zitat aus dem dritten Kapitel von Essay „“ (1902), vgl. , S. 173.